Es sind vier Themengebiete, die von der Strategieabteilung bearbeitet werden: natür- lich die Fahrzeugkonzepte. Was müssen Busse in Zukunft leisten können? Wie sehen Zu- kunftskonzepte aus? Dann die sogenannten Powertrain-Strate gien: die Frage nach dem Antrieb – bis 2030 werden, so die Prognose, 60 Prozent des urbanen Verkehrs elektrisch sein. Automatisiertes Fahren und Assistenz- systeme. Und Connectivity, also die Kommu- nikation von Bussystemen mit der Außenwelt. BIS DIE PLANUNGEN in konkrete Produkte münden, haben die Strategen unzählige Pro- zesse, Diskussionen und Entscheidungen auf dem Plan. Damit diese nicht im Elfenbein- turm ablaufen, holt man sich den Kunden mit an den Tisch. „Aber die engen Kontakte zu den zukunftsorientierten Omnibusunterneh- men sind nur ein Teil unserer Recherche“, sagt Witzig. Und die Ansprüche der Fahrgäste lie- ßen sich etwa durch Marktstudien erfahren. Zudem steht das Team mit Komponenten- lieferanten und Universitäten in engem Kon- takt. Welche Entwicklungen sind dort in der Pipeline? Die Planer bewerten neue Entwick- lungen der digitalen Welt, auch ein verglei- chender Blick auf Marktaktivitäten kann nützlich sein. „Trends fallen nicht vom Him- mel“, sagt Tasaltin, „man muss sie nur recht- zeitig erkennen.“ Etwa den Boom der Fern- linienbusse. Er moniert: „Diese Entwicklung wurde nicht korrekt analysiert, man hätte vieles besser lösen können.“ Die Infrastruktur zum Beispiel, die Busbahnhöfe, die auf Lang- strecken wichtiger werdenden Bordtoiletten. Auch der Austausch mit der Politik ist wichtig für die Strategen. Es gilt, kommende Vor- schriften und Beschränkungen frühzeitig zu kennen. Aber auch die Kollegen von Public Affairs zu unterstützen, wenn sie politischen Entscheidungsträgern mit technologischer Expertise bei Problemlösungen assistieren. Der Gefahr, einem lüchtigen Hype zu erliegen, begegnet das Planerteam mit dem eigenen „Eco-System“, wie es Tasaltin nennt. Darin werden viele Recherchen verknüpft und Widersprüche aufgedeckt. Denn einzelne Prognosen und Thesen mögen falsch sein, aber es ist ihre Gesamtheit, die stimmig sein muss. Das Team tauscht sich dazu eng mit 34 Zielgruppen aus, mit Meinungsführern, Ver- bänden, Fachjournalisten und Marktfor- schungsinstituten. Besonders brisant wird es immer dann, wenn es um neue digitale Tech- nologie geht. Weiter als zwei Jahre lasse sich kaum planen, so Witzig: „Eine neue App ist nach sechs Monaten auf dem Markt.“ Lang- zyklische Produkte, wie es Omnibusbaurei- hen nun mal sind, stellt das vor große Heraus- forderungen. Wie die Lösung aussieht, erklärt Tasaltin: „Natürlich kann man den Omnibus nicht ständig umbauen. Aber man muss schon vorab die Voraussetzungen schaffen, dass alle Möglichkeiten dafür bestehen.“ Ein- zelne Bestandteile wie Displays etwa müssen möglichst modular und lexibel sein – dann kann der Hersteller in regelmäßigen Abstän- den die Software updaten. Und wenn für den aktuellen Planungszeit- raum alles getan ist, ist heute schon eines sicher: Nach 2030 geht’s weiter. Unser Planungs- zeitraum reicht bis 2030.“ Rainer Witzig, Leiter Produktstrategie Bus Wie man sich setzt, so fährt man: eine futuristische Innenraumstudie eines autonom fahrenden NEOPLAN-Reisebusfahrzeugs der MAN Bus-Designabteilung. c i v o n i t a L k u V ©